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28.06.2006

 

Grundwasserentnahme in Hochstadt: Grundwasserentnahme außer Kontrolle?

Personalmangel in Behörden hat Probleme verschärft, Kommunalpolitiker und Umweltschützer in gemeinsamer Sorge

 

HOCHSTADT.  Am Beispiel Hochstadt zeigt sich, dass die dezentrale Beregnung im Intensivgemüsebau inzwischen zum nicht mehr kontrollierbaren Raubbau an der Ressource Grundwasser geworden ist. Für die Zukunft müssen unbedingt neue Lösungswege gefunden werden. Dieses Fazit nahmen Vertreter des BUND und der Naturfreunde sowie der Hochstadter Ortsbürgermeister Otto Paul und sein Zweiter Beigeordneter Karl Guth nach einem gemeinsamen Gedankenaustausch mit der SGD-Süd (Neustadt) mit nach Hause. Derzeit greift die Einrichtung von dezentralen Beregnungsbrunnen in  Teilen der Südpfalz rasant um sich.

 

Der Gesprächswunsch entstand aufgrund vielfacher Klagen aus der Bevölkerung, die teilweise Tag und Nacht laufenden Beregnungsanlagen in der Hochstadter Gemarkung können auf die Dauer nicht ohne schädigende Wirkung auf ökologisch wertvolle Gemarkungsteile sein.

 

In diesem Zusammenhang führte Paul den in der Queichniederung liegenden, als FFH-Gebiet ausgewiesenen und als Naherholungsgebiet dienenden Gemeindewald oder das Landschaftsschutzgebiet Kaltenbacher Bruch sowie die vorbildlichen im Zug der Flurbereinigung entstandenen Biotopvernetzungen an.

 

Weiter verwies der in Grundwasserfragen versierte Kommunalpolitiker auf die auf Essinger Gemarkung unweit vom Wasserschutzgebiet der „Walsheimer Gruppe“ neu gebohrten Brunnen südlich der B 272. Der Zweckverband versorge rund 12.000 Einwohner mit hochwertigem Trinkwasser. Darüber hinaus stelle die Forstverwaltung Schäden insbesondere in den Wertholzbeständen der Queichwaldungen fest, die durch weiter sinkende Grundwasserstände wesentlich beschleunigt werden.

 

Angesprochen wurden auch die horrenden Grundwassermengen, die durch den Golfplatz am Dreihof den Queichwaldungen entzogen werden. Aus all diesen Ursachen verlören diese zunehmend ihren Bachauencharakter.

Es könne einfach nicht angehen, dass die durch die nahe gelegene Messstelle Lustadt nachgewiesene klimabedingte Grundwasserabsenkung von nahezu 1 Meter noch zusätzlich verschärft werde durch ungebremste Entnahmen in der extremen Intensivlandwirtschaft. Beigeordneter Guth unterstrich, für einen Winzer sei es schon eine Zumutung, wenn er plötzlich ungefragt neben seinen Weinbergen einen Wasser zehrenden Brunnen vorfinden müsse. Alleine in diesem Jahr habe sich die Beregnungsfläche in der Hochstadter  Gemarkung verdoppelt.

Die Tatsache eines ständig sinkenden Grundwasserspiegels steht in bemerkenswertem Kontrast zu der Auskunft, dass eine Übernutzung der Grundwasservorräte eigentlich nicht stattfinden könne; die genehmigten Wassermengen lägen stets niedriger als die Grundwasserneubildung. Bedingung für diese „schonende Genehmigungspraxis“ sei allerdings, dass die in einem so genannten „Einfachen Erlaubnisverfahren“ festgesetzten Auflagen von den Brunnenbesitzern auch eingehalten werden.
So sei eine Messuhr vorzuhalten, die Betriebsdaten seien zu erfassen und nachzuweisen; von Beobachtern vermutete Bohrungen bis zu 60 Metern Tiefe würden niemals genehmigt werden. Für die acht genehmigten Brunnen in der Hochstadter Gemarkung sei eine Grundwasserentnahme von jährlich 23.000 Kubikmetern zugelassen.

Demgegenüber machen Ortskundige ganz andere Beobachtungen:
Messuhren seien entweder nicht vorhanden oder immer wieder demoliert; in selbst angestellten Hochrechnungen kommen sie auf ein Verbrauchsvolumen von sage und schreibe weit über 100.000 Kubikmetern
.
Geeichte Messuhren sind offenbar nicht im Einsatz.

Hintergrund für solche Feststellungen ist der Umstand, dass seit den zurückliegenden Verwaltungsreformen  Wasserrechte zwar korrekt erteilt werden, Vor-Ort-Kontrollen jedoch offensichtlich nicht mehr gewollt sind, ja sogar entsprechende Stellen dem Rotstift zum Opfer gefallen sind.
Hierin ist nach einhelliger Einschätzung ein krasses Versagen der Politik zu sehen
.

Quelle: BUND Rheinland-Pfalz


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